Du bist (k)eine Schneeflocke

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Oft hört man als Trainierender den Spruch „jeder muss selbst herausfinden was für ihn funktioniert“. Aber ist das so? Ist es wirklich notwendig alles auszuprobieren und arbeitet jeder Körper anders? Hier erfahrt ihr mehr zum Thema.

„Jeder Körper ist anders“

Das ist einer der irreführendsten Sätze die man im Fitness-Bereich nur sagen kann. Denn jeder Körper funktioniert im Grunde genau gleich. Anders als Schneeflocken hat jeder Mensch den gleichen physiologischen Aufbau: Das Herz pumpt das Blut und die Leber und Nieren entgiften dieses. Die Muskeln kontrahieren sobald diese ein Signal vom Gehirn über die Nerven erfahren und so weiter. So wie auch alle Autos im Grunde gleich aufgebaut sind und gleich funktionieren ist es auch mit unseren Körpern. Und es kann auch anders gar nicht sein, denn sonst könnte man z.B. keine Medikamente entwickeln. Man muss mit ausreichender Sicherheit im voraus wissen welches Medikament wann wirkt, ansonsten ist es nutzlos.

Jeder Körper ist anders!

Wenn wir bei dem Beispiel mit den Medikamenten bleiben, ist es zwar so dass diese immer auf der selben Grundlage funktionieren, aber es individuelle Unterschiede gibt in der Stärke der Wirkung, aber auch der Nebenwirkungen. Vor allem die Genetik sorgt für solche Unterschiede, aber auch andere Einflussfaktoren wie der Lebensstil, Alter, Körperkomposition. Zusammenfassend kann man also aus den letzten beiden Absätzen sagen, dass jeder Körper zwar gleich funktioniert, aber die Reaktionen unterschiedlich stark ausfallen.

Was bedeutet das für unser Training/Ernährung?

Das wir das Rad nicht neu erfinden müssen. Die Datenlage ist ganz klar, jeder nimmt in einem Kaloriendefizit ab und jeder baut früher oder später Muskulatur auf wenn er stärker wird.

Die Theorie kann uns einen sehr guten Anhaltspunkt geben, von welchem wir ausgehen und testen können. Z. B. aus Studien wie Wernbom et al wissen wir, dass Anfänger und moderat trainierte Athleten mit einem Trainingsumfang von etwa 3-6 Sätzen zwei bis drei mal pro Woche pro Muskelgruppe maximale Hypertrophie stimulieren. Das bedeutet jedoch nicht das man so viel machen muss. Wer einen athletischen Hintergrund hat, jung ist und sonst den ganzen Tag nichts tut als essen und schlafen, der wird das locker regenerieren können und für den könnte das auch schon zu wenig sein für optimales Wachstum. Oder genau das Gegenteil, man hat einen stressigen Alltag, ist vom älteren Semester und hat die letzten Jahre bettlägerig verbracht, da reichen eine handvoll Sätze pro Woche bereits aus für maximale Gains. Auch wenn uns die Metaanalyse eindeutig sagt dass das Training außerhalb des genannten Bereiches im Schnitt weniger Wachstum gebracht hat, bedeutet das nicht dass es dafür keine Ausnahmen gibt. Es wird kaum ein Anfänger 14 Sätze pro Muskelgruppe in einer Trainingseinheit benötigen, manch einer aber vielleicht 7 oder 8.

Und das gleiche lässt sich auf die Ernährung übertragen: jeder nimmt mit einem Kaloriendefizit ab. Aber während der eine mit wenigen Kohlenhydraten noch volle Leistung bringen kann und nie Hunger verspürt, schleppt sich ein anderer träge und lustlos durch den Alltag und würde am liebsten in Brot und Nudeln baden. Zweiter sollte mit einer Diät reicher an Kohlenhydraten und eventuell geringeren Fettgehalt besser zurecht kommen. Der Mechanismus hinter beiden Ansätzen ist das Kaloriendefizit, ist dieses gleich dann verlieren beide auch ähnlich viel Fett, aber die individuellen Unterschiede sind in dem Fall nicht zu vernachlässigen.

Das bisher umschriebene Phänomen gilt übrigens auch für Supplements. Auch wenn der breite Supplement Verkäufer behauptet das man etwas ausprobieren soll “weil jeder Körper anders ist”, kann man sich viele Supplements sparen die keine Evidenz haben, wie z.B. Glutamin. Das Geld ist besser in etwas investiert was zumindest zweifelhafte Belege hat. Kreatin wurde sogar sehr gut erforscht und ist sicher und funktioniert. Bei den meisten. In vielen Studien gab es dennoch Probanden die keinen Effekt hatten, egal wie der Durchschnitt ausfiel.

Fazit

Mit einem breiten Wissen über die Wirkmechanismen unseres Körpers und der Datenlage können wir sehr gute Ausgangspunkte erschließen mit denen wir sehr wahrscheinlich ausreichend viel richtig machen um Fortschritte zu sehen. Wenn wir davon ausgehend ein wenig in die eine oder andere Richtung austesten, können wir die Resultate sogar noch verbessern. Auch hilft dieses Wissen uns Geld, Zeit und Mühen zu sparen, wenn etwas der Literatur nach nicht funktioniert, ist es sehr unwahrscheinlich dass es bei uns funktioniert. Jeder Körper reagiert auf gleiche weise, nur unterschiedlich stark.

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