Wie sauber muss ich trainieren?

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Diese Frage wird bei vielen für einen Aufschrei sorgen. Für viele ist es keine Debatte dass jeder Satz perfekt sein muss. Wie ein Golfer seinen Schlag perfektioniert, so perfektioniert mancher jede Übung und davon jede einzelne Wiederholung. Aber bringt uns das weiter?

In diesem Artikel wollen wir auf ein paar Ansichten eingehen die so vielleicht nicht gängig sind.

Sauber wofür?

Im Kraftsport bekommt man keine Medaille für die schönste Ausführung, also wofür das Ganze? Wenn wir uns das Thema etwas genauer angucken, dann können wir es auf zwei Hauptargumente herunterbrechen. Diese sind Trainingseffekt und Sicherheit.

Trainingseffekt

In manchen Übungen kann man mit schlampiger Ausführung mehr Gewicht bewältigen, das ist wohl jedem bewusst. Aber bringt uns das mehr an Gewicht auch mehr Wachstum? Die Antwort: es kommt vollkommen auf die Übung und die genauere Umsetzung an. Bei einem Bizepscurl ist es wahrscheinlich nicht vorteilhaft durch Schwung viel mehr Gewicht zu bewegen als sauber möglich gewesen wäre. Die Spannung wird von anderen Muskeln aufgebaut und abgefangen und kommt nicht am Bizeps an. Das macht das ganze schwerer zu quantifizieren(sprich: wir wissen nicht ob wir besser wurden oder einfach nur mehr Schwung verwendet haben). Es kann jedoch vorteilhaft sein am Ende vom Satz noch ein oder zwei Wiederholungen rauszuholen indem man die Hantel mit minimalem Schwung hochbringt und langsam und kontrolliert mit der eigenen Muskelkraft absenkt. Mehr bedarf es nicht. Man muss generell nicht bis zum konzentrischen Muskelversagen trainieren um maximales Wachstum zu erreichen, dann sind diese ein bis zwei erzwungenen exzentrischen Wiederholungen schon mehr als ausreichend. Das ist ein klassischer Fall bei welchem wir von leichtem Abfälschen profitieren können.

Es gibt aber auch die Fälle in welchen wir den Trainingseffekt durch Schummeln massiv vermindern z.B. wenn wir uns von pausierten Übungen einen Übertrag auf nicht pausierte Varianten erhoffen. Ein typisches Beispiel ist hier das Bankdrücken, es ist nicht der Trizeps der limitiert wenn die Hantel in der Mitte der Aufwärtsbewegung stoppt, sondern es liegt daran das man gar nicht erst schnell genug von der Brust wegkommt. Und um genau das zu trainieren eignet sich Bankdrücken mit Pause auf der Brust. Damit diese Variante Früchte trägt, ist es wichtig diese auch sauber auszuführen. Wenn die Vorgabe zwei Sekunden auf der Brust lautet, dann muss sie auch so lang sein. Und zwar jede einzelne Wiederholung in jedem einzelnen Satz. Dafür müssen wir das Gewicht etwas senken. Wenn wir die Pause aufgrund von zu viel Gewicht verkürzen, dann machen wir wieder reguläres Bankdrücken und stärken nicht den schwächsten Punkt – die Übung verliert ihren Zweck.

Sicherheit

Das wird ein eindeutiger Punkt sein – oder? Nicht ganz. Wettkampfläufer haben ein erhöhtes Risiko Arthrose zu bekommen als Freizeitläufer, es ist sogar ähnlich hoch wie das vom sesshaften Teil der Bevölkerung. Diese kommt sehr wahrscheinlich von dem immens hohen Trainingsumfang dieser Wettkampfläufer und nicht vom Laufen per se, aber wir können zumindest mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sagen dass die Lauftechnik nur unzureichend davor schützt. Auch wenn die Schäden mit schlechter Lauftechnik noch drastischer sein könnten, so bleibt ein Restrisiko.Aber weg vom Asphalt und zurück zu schweren Gewichten, welche wohl mehr Leser interessieren. Schwere Gewichte sind das Stichwort. Jeder Handwerker bekommt in der Lehre beigebracht wie man schwere Lasten aus den Beinen statt aus dem Rücken hebt, aber bringt das was? Neuere Studien konnten keine genaueren Beziehungen zwischen Rückenschmerzen und Hebetechnik aufzeigen(Straker, 2002) und manche zeigten sogar ein erhöhtes Risiko für Schmerzen am unteren Rücken mit „optimaler“ Hebetechnik(Villumsen et al, 2015).Also bringt eine gute Technik nichts für die Sicherheit? Ganz so einfach ist es auch nicht. Auch wenn Kraftsport an sich ein sehr geringes Verletzungsrisiko hat(im Vergleich zu Ballsportarten), kann man sich mit schweren Gewichten sehr wohl verletzen. Eine kurze Youtube Recherche zeigt genug Beispiele auf. Es gibt in der Praxis zwei Gruppen die nicht grundlos im Training möglichst sauber trainieren: Gewichtheber und Kraftdreikämpfer. Auch wenn im Wettkampf hin und wieder die Technik einbricht, trainieren fast alle Weltmeister in diesen beiden Sportarten das restliche Jahr über mit sehr guter Technik. Denn es werden nicht diejenigen mit dem meisten Talent Weltmeister, sondern diejenigen, die das meiste Talent über möglichst lange Zeit anwenden können. Und diese beiden Gruppen kommen uns Studiogängern auch am nächsten.

Fazit

Unserer Meinung nach sollte man umso sauberer trainieren je komplexer eine Übung und je mehr Gewicht bewegt wird. Eine perfekte Technik darf jedoch nicht den Fortschritt lähmen, mit 50kg kann jeder Trainierende eine gute Technik haben, die Kunst ist es sie auch noch mit 100kg beizubehalten und dafür muss man auch soweit gehen bis diese kurz vor dem Einbrechen ist. Am Ende vom Tag muss man jede Übung einzeln evaluieren um herauszufinden wie sauber diese ausgeführt werden muss. Wir hoffen jedoch ein paar Aspekte angesprochen zu haben die für manche neu sind.

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